So kommt Ihr auf die Brücke, welche stäubet
Der Teufel baut einen Steg. Und es entsteht ein Passland.
Im Jahr 732 taucht erstmals in einem Dokument der Name Uri auf, und zwar – wenig schmeichelhaft – als Ort der Verbannung. Abt Heddo von der Reichenau wurde von seinem wütenden Landesherrn sozusagen in die Wüste geschickt, nach Uri eben, ans Ende der Welt. Viel war damals wirklich nicht los im Land am Gotthard. Denn den Gotthard kannte kein Mensch, weil es den Weg über den Pass noch gar nicht gab. Das lag an der Schöllenenschlucht hinter Göschenen: Sie war unpassierbar.
Fünfhundert Jahre nach Abt Heddos Verbannung änderte sich das schlagartig. Um 1230 wurde die Schöllenen bezwungen: mit einem an den Felsen gehängten hölzernen Steig und einer waghalsigen Brücke über die schäumende Reuss. Die Brücke ging als «Stiebender Steg» in die Geschichte ein. Aber auch als «Teufelsbrücke», denn fähig zu einem so kühnen Werk war wohl nur der Teufel. Als Lohn für seine Arbeit forderte er den Ersten, der über die Brücke kommt. Die Urner schlugen ein – und schickten dem Teufel als Ersten einen Ziegenbock hinüber.
Ob Teufelszeug, ob Menschenwerk: Plötzlich wurde aus der öden Sackgasse ein Passland für die Reise nach Süden. Auf dieses Land nun richtete Friedrich II., Kaiser des römisch-deutschen Reichs, seinen Blick. Denn wer wie er in Deutschland und Italien herrscht, der muss Boten und Soldaten schnell über die Alpen schicken können. Also machte er aus Uri eine Reichsvogtei, verwaltet von einem Reichsvogt. Das bedeutete, so sagten die alten Urner: Hier unterstehen wir direkt dem Kaiser. Was nicht übel ist, denn der Kaiser ist ja ständig auf Reisen – und darum nie da.
Dumm nur, dass nach dem Tod des Kaisers der Reichsvogt auf die Idee verfiel, aus der Vogtei eine Herrschaft der Grafen von Habsburg zu machen, damit diese den Gotthardpass kontrollieren konnten. Damit aber sind wir wieder mitten in der Legende von Wilhelm Tell und seinem Widersacher Hermann Gessler. Am Ort dieser Station, Winterberg geheissen, soll der Vogt einen Turm bewohnt haben. Denn hier lag einst der herrschaftliche Haupthof von Altdorf, an der wichtigsten Etappe am Gotthard.
Auf zum Gottardo-Wanderweg!
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