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Wo Dichterfürst und Märchenkönig rasten

Wer nach Uri kommt, tritt in grosse Fussstapfen.

Seit Beginn der Neuzeit gehörte es sich für die Söhne des europäischen Adels und später auch des gehobenen Bürgertums, eine Reise in den Süden zu machen: die Grand Tour. Wer aber vom Norden in den Süden Europas reisen will, der muss die Alpen queren. Zum Beispiel via Gotthard. Doch die Reise über den Pass der Pässe, meist zu Fuss, ist lang und beschwerlich. Da ist jede gute Herberge willkommen.

Die älteste Herberge in Altdorf heisst «Zum Schwarzen Löwen». Ihre Geschichte reicht zurück ins späte Mittelalter. Im «Löwen» sind denn auch viele prominente Persönlichkeiten auf der Grand Tour eingekehrt. Hier zu Gast war Ende September 1797 sogar der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. In seinem Tagebuch zeigt er sich beeindruckt von den artigen Türschlössern, «die man von aussen aufstösst und von innen aufzieht».

Aber noch mehr beeindruckt war Goethe auf seiner Tour durch Uri von der Sage zu Wilhelm Tell, die ihm auf Schritt und Tritt begegnete. Am 14. Oktober 1797 schliesslich schreibt er seinem Dichterfreund Friedrich Schiller ins ferne Weimar: «Ich bin fest überzeugt, dass die Fabel von Tell sich werde episch behandeln lassen.» Schiller ist begeistert. Er schnappt sich die Geschichte und macht daraus sein unsterbliches Drama «Wilhelm Tell». Daraus haben wir auf unserem Weg schon viel zitiert.

Einer der grössten Fans dieses Dramas wurde der bayerische König Ludwig II., der Erbauer von Schloss Neuschwanstein. Auf den Spuren Tells reiste der «Märchenkönig» mehrmals in die Urschweiz. So auch im Sommer 1881. Damals kreuzte die königliche Hoheit in Altdorf auf. Und wo kehrte sie ein? Richtig, im «Schwarzen Löwen»! Also, wer immer heute und in Zukunft im «Löwen» oder in einem anderen Urner Gastbetrieb einkehrt: Er wandelt auf königlichen Spuren.

Aus dem Tagebuch eines Dichterfürsten

Zum Glück hat Johann Wolfgang von Goethe ein Tagebuch geführt. So können wir heute noch erleben, wie der deutsche Dichter durch Uri gereist ist. Hier können wir lauschen (gelesen vom Innerschweizer Kulturpreisträger Walter Sigi Arnold).

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